Als Favorit hinzufügen   Link zur Seite versenden
 

Im Seekajak durchs Wattenmeer

 Kanuten trotzen tückischen Gewässern bei Spiekeroog


Du wirst es mit deinem Boot bis in den Hafen schaffen.“ ermutigt Fahrtenleiter Michael den havarierten Jürgen nach schwerem Wassereinbruch seines Kajaks. Lukendeckel nicht korrekt geschlossen auf dem Weg von Spiekeroog nach Neuharlingersiel und das komplette Heck versank, so dass die vordere Bootsspitze steil aus dem Wasser ragt. Das nun kipplige Kajak kann nur mit viel Geschick und gegen erheblichen Wasserwiderstand weiterbewegt werden. Ein Fall für die„Husky-Methode“. Michael und Bruno werden mit Abschleppseilen vor den Havaristen gespannt und schon geht es wieder flott voran. Die Juni-Tour des Kanu ClubOppenheim führte zu den Ostfriesischen Inseln. Die Anreise mit kompletter Ausrüstung von Neuharlingersiel nach Spiekeroog,sechs Kilometer vor der Küste, ist mit Kajaks zu bewältigen.Ebbe und Flut der Nordsee, mäßiger bis frischer Wind mit bis 35 Stunden-kilometern und die am ersten Tag schwer beladenen Boote sind für die Oppenheimer beherrschbar. Mehr Wind brächte mehr Wellen und zu schweres Fahrwasser. Drei der fünf Teilnehmer sind Wildwasser-Kanuten und können ihr Geschick zur Sicherung von Stefan und Jörg einsetzen. Aber auch ihre seetaugliche Ausrüstung, wie Lenzpumpe, Seekarte und Kompass abkoppelbares Abschleppseil, das den Schleppenden nicht in Gefahr bringt.
Einer der Beiden muss bereits am ersten Tag aus der Gefahrenzone der Spiekerooger Hafeneinfahrt geschleppt werden. Zwei Stunden nach Höhepunkt der Flut treffen die Kanuten hier auf starke Gezeitenströmungen, die zusammen mit dem frischen Wind zu Wellenhöhen von über einem Meter führen.Tückisch dabei ... die Situation beherrscht eine begrenzte Wasserfläche von etwa einem Hektar und ist aus der Ferne und ohne Ortskenntnis nicht einzuschätzen. Unter der Wasseroberfläche laufende Rinnen, die sogenannten Priele treffen zusammen oder auf Hindernisse und können das Wasser an der Oberfläche punktuell zum Brodeln bringen. Der andere Neuling im schweren Wasser kentert später bei Wellengang zwischen Wangerooge und Spiekeroog. Zwischen beiden Inseln verläuft eine Buhne, ein Steindamm, der bei Flut überspült wird und Turbulenzen bewirkt. Trotzdem wird die 30-Kilometer-Inselumrundung zu Ende gebracht. Der Schwimmer wird zur Bootsspitze des Retters dirigiert, während der das vordere Ende des gefluteten Kajaks packt und auf sein Vorderdeck zieht. Kurz umgedreht anheben und dann noch die Lenzpumpe einsetzen. Danach liegt das leere Kajak längsseits zum Retter und der Schwimmer schiebt sich mit einem kräftigen Schwimmschlag über das Heck seines Kajaks. Von da kommt er bequem wieder zurück ins Boot.

Zwei Kanuten mit am zweiten Paddeltag überschüssigen Kräften zieht es zur westlichen Nachbarinsel Langeoog, wo sie gegen eine Strömung von sechs Stundenkilometern ankämpfen. Die Ebbe hat auf der Seeseite viele Hektar an Sandfläche freigelegt, die zu umfahren sind. Ursache der Strömung ist hier die einsetzende Flut, der nur der Durchlass zwischen den Inseln bleibt, um das komplette Gebiet zwischen Küste und Wattseite der Inseln zu füllen. Ein Tidenhub von immerhin 270 cm. Auf dem letzten Kilometer bevorzugen sie den Landweg.

Per Bootswagen und Kajak auf Rädern geht es dann über eine riesige Sandpiste weiter in Richtung Ziel, die alte Meierei auf Langeoog. Die Insel mit ihren Sandbänken am östlichen Ende bietet Ruhestätte und Heimat für ganze Kolonien an Robben. Langeoog und seine Robbengebiete werden daher ein zweites Mal angefahren. Auf der Wattseite beginnend mit den östlichen Sandbänken sind Verbotszonen eingerichtet und eindeutig mit Bojen markiert. Die Kanuten sind mit aktuellen Seekarten ausgestattet und achten sehr genau auf eine behutsame Annäherung an die markierten Gebiete. Zum Dank und aus Neugier umzingeln 15 bis 20 Robben die Kanuten im Abstand von etwa 30 Metern. Eine sehr schöne Begegnung, die uns ein Stück erhaltenswerte Natur spüren lässt.

Auf ein Abenteuer anderer Art lässt sich eine fünfte Schulklasse aus der Nähe von Bremen ein. 15 Schüler und eine Lehrerin, unterstützt durch ihren erwachsenen Sohn. Bei frischem Wind und unsachgemäßem Aufbau reißt Zeltplane des Versorgungszelts ein. Hier hatte man wenig geübt und sich zu sehr auf gutes Wetter und Glück verlassen. Dafür sind die Oppenheimer zuständig. Sie erkennen Fehler im Aufbau, liefern das Tape-Gewebeband für eine notdürftige Reparatur und gewinnen 17 Freunde. Die revanchieren sich mit Bier, selbstgemachten Reibekuchen und Einladung zu einem hervorragenden Abendessen.Ratatouille aus der Zeltküche.

 

Urheberrecht:

Bruno Krüger

 

[alle Galerien anzeigen]